Camera Silenta – der stillste Ort Tirols
Wie Erkenntnisse aus Innsbruck helfen, den 3D-Gehörsinn zu verstehen und Ski-Helme zu verbessern.
Absolute Stille herrscht in der „Camera Silenta“, dem stillen Raum, in der Universitätsklinik für Hör-, Stimm- und Sprachstörungen (HSS) in Innsbruck. Tirols stillster Ort ist ein Labor der Medizinischen Universität Innsbruck, wo jeglicher Schall verschluckt wird. Josef Seebacher und sein Team untersuchen hier unter anderem, wie Geräusche aus unterschiedlichen Richtungen wahrgenommen werden. Das sogenannte Richtungshören hilft, Geräusche zu lokalisieren und richtig zu verstehen.
Räumliche Wahrnehmung
Die Camera Silenta wird genutzt, um psychoakustische Vorgänge zu untersuchen – das heißt, die Wissenschafter*innen wollen verstehen, wie Gehör und Gehirn beim Richtungshören arbeiten. In einem Forschungsprojekt wird etwa die unterschiedliche Raumwahrnehmung von einseitig hörbeschränkten Menschen untersucht. Sie tragen einseitig ein Cochlea-Implantat, das ihnen das Hören ermöglicht und haben damit ein normales Gehör auf der einen und ein künstliches auf der anderen Seite. Nun wollen die Forscher*nnen wissen, wie das normale und das künstliche Hören zusammenarbeiten und wie sich die Hörhilfe auf die räumliche Wahrnehmung auswirkt. Die Ergebnisse können bei Verbesserungen von Hörhilfen genutzt werden. Verbesserungen konnten dabei auch bei Skihelmen erreicht werden: Das Tragen von Skihelmen mit Ohrschutz führt zur Einschränkung der Hörleistung und dadurch der räumlichen Wahrnehmung. Die Erkenntnisse in der Camera Silenta helfen, den 3D-Gehörsinn besser zu verstehen und werden so auch für Neuentwicklungen bei Skihelmen genutzt.
